Bemerkungen zur Monopoltheorie
Versuch einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte des gegenwärtig als gesichert gelten könnenden Wissens

1. Der originäre Marxismus

Den Ansatzpunkt für eine jede Monopoltheorie bildet selbstverständlich Marxens Kritik der politischen Ökonomie. Es ist also zunächst danach zu fragen, wie dort die freie Konkurrenz – als Ausgangsbasis einer Monopolisierung – sowie etwaige Monopole selbst behandelt werden.

1.1. Die Bedeutung der freien Konkurrenz

Im Rahmen der Kritik der politischen Ökonomie bildet die freie Konkurrenz geradezu eine notwendige Bedingung für die Existenz des Kapitals. So stellt Karl Marx etwa in den „Grundrissen“ fest: „Die FREIE KONKURRENZ ist die Beziehung des Kapitals auf sich selbst als ein andres Kapital, d.h. das reelle Verhalten des Kapitals als Kapitals. (...) Durch sie wird als äußerliche Notwendigkeit für das einzelne Kapital gesetzt, was der Natur des Kapitals entspricht, (der) auf das Kapital gegründeten Produktionsweise, was dem Begriff des Kapitals entspricht. (...) Die freie Konkurrenz ist aber die adäquate Form des produktiven Prozesses des Kapitals.“ (Grundrisse, S. 550) Und an einer anderen Stelle, an welcher er hinsichtlich der Konkurrenz auch von der „innre(n) NATUR DES KAPITALS“ (Grundrisse, S. 327) spricht, fährt er dann fort: „Kapital existiert und kann nur existieren als viele Kapitalien, und seine Selbstbestimmung erscheint daher als Wechselwirkung derselben aufeinander.“ (Grundrisse, S. 327)

1.2. Die möglichen Formen von Monopolen

Bekanntermaßen und nach den bisherigen Ausführungen nur folgerichtig entwickelt Karl Marx seine Darstellung der kapitalistischen Ökonomie im „Kapital“ zunächst ganz unter der Annahme einer ungestörten Mobilität und freien Konkurrenz des Kapitals und der damit schließlich verbundenen Herausbildung einer Durchschnittsprofitrate. Erst nachdem diese Grundlage geschaffen ist, behandelt Marx die Monopolproblematik, was bereits anzeigt, daß er eine Vorstellung von Monopolen hat, welche sie bloß als eine mehr oder weniger dauerhafte Störung der freien Konkurrenz, als die Ausnahme von der Regel, betrachtet. Genauer gesagt: es liegt ein Monopol vor, wenn es bezogen auf ein oder mehrere Unternehmen eine Schranke für die Mobilität des Kapitals gibt, welche einen Ausgleich der Profitraten verhindert und damit das bzw. die betreffenden Unternehmen der Konkurrenz entzieht. Hierzu nun Marx, der an dieser Stelle sehr deutlich darauf hinweist, daß seine Auffassung von Monopolen lediglich zu einer weiteren Modifikation des Wertgesetzes führt, dessen grundsätzliche Gültigkeit und Wirksamkeit aber im vollen Umfang erhalten bleibt. „Findet endlich die Ausgleichung des Mehrwerts zum Durchschnittsprofit in den verschiednen Produktionssphären ein Hindernis an künstlichen oder natürlichen Monopolen (...), so daß ein Monopolpreis möglich würde, der über den Produktionspreis und über den Wert der Waren stiege, auf die das Monopol wirkt, so würden die durch den Wert der Waren gegebnen Grenzen dadurch nicht aufgehoben. Der Monopolpreis gewisser Waren würde nur einen Teil des Profits der andern Warenproduzenten auf die Waren mit dem Monopolpreis übertragen. Es fände indirekt eine örtliche Störung in der Verteilung des Mehrwerts unter die verschiednen Produktionssphären statt, die aber die Grenze dieses Mehrwerts selbst unverändert ließe.“ (Das Kapital, Bd. III, S. 868f) Über die hier angesprochenen Formen von Monopolen hinaus, nämlich den natürlichen (die auf dem Privateigentum an einer abgegrenzten und nicht zu ersetzenden Naturkraft beruhen) und den künstlichen (die von außerökonomisch gesetzten Bedingungen begründet werden), – beide sind auch als Monopole „im gewöhnlichen Sinn“ (Das Kapital, Bd. III, S. 209) zusammenzufassen – existieren Marx zufolge schließlich nur noch die sog. zufälligen Monopole: „Unter zufälligem Monopol verstehn wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.“ (Das Kapital, Bd. III, S.187) (An dieser Stelle wird unterstellt, daß auch im letzten Falle das Wertgesetz zwar modifiziert aber nicht außer Kraft gesetzt wird.) Bliebe noch anzumerken, daß der mit einer Monopolstellung verbundene Monopolprofit selbstverständlich eindeutig zu unterscheiden ist vom Surplusprofit bzw. Extraprofit, welcher aufgrund einer technisch begründeten, überdurchschnittlichen Produktivität eines einzelnen Unternehmens entsteht.

2. Die Theorie vom staatsmonopolistischen Kapitalismus (StaMoKap)

2.1. Historische Entwicklung der Theorie

Während das Monopol bei Marx als ökonomisches Phänomen, als zeitweise oder lokale Aufhebung der Konkurrenz bzw. Aufhebung der Ausbildung einer Durchschnittsprofitrate, analysiert wird, wird in der Theorie von Rudolf Hilferding – dargelegt in seinem 1910 erschienenen Werk „Das Finanzkapital“ – die Bildung von Monopolen zur vorherrschenden Tendenz in der Entwicklung des Kapitalismus. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Bankkapital, das laut Hilferding mit dem Industriekapital zum „Finanzkapital“ verschmolzen ist, wobei das Bankkapital die vorherrschende Rolle spielt. Bei Lenin, der sich im Hinblick auf die Rolle des Finanzkapitals und die Entwicklung der Monopole positiv auf Hilferding bezieht, wird das Monopol schließlich zum Charakteristikum eines neuen, dem „Konkurrenzkapitalismus“ entgegen gesetzten Stadiums des Kapitalismus, der von ihm als „Imperialismus“ bezeichnet wird: „Würde eine möglichst kurze Definition des Imperialismus verlangt, so müßte man sagen, daß der Imperialismus das monopolistische Stadium des Kapitalismus ist.“ (Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, in: Werke, Bd. 22, S. 270) Wie von Lenin weiter dargestellt, wächst der monopolistische Kapitalismus in den staatsmonopolistischen Kapitalismus hinüber und die Macht der Monopole verschmilzt mit der Macht des Staates (Vgl.: Staat und Revolution, in: Werke, Bd. 25, S. 423). In diesem Prozeß ordnen sich die Monopole den Staatsapparat unter, wie Stalin – in der Diskussion um die Verfassung des in den fünfziger Jahren in der Sowjetunion herausgegebenen Lehrbuches der politischen Ökonomie – präzisiert: „Der Ausdruck ‚Zusammenwachsen’ paßt nicht. Dieser Ausdruck stellt oberflächlich und beschreibend die Annäherung der Monopole und des Staates fest, deckt aber nicht den ökonomischen Sinn dieser Annäherung auf. Es ist so, daß der Prozeß dieser Annäherung nicht einfach zum Zusammenwachsen führt, sondern zur Unterordnung des Staatsapparats unter die Monopole. Darum sollte man auf das Wort ‚Zusammenwachsen’ verzichten und es durch die Worte ‚Unterordnung des Staatesapparats unter die Monopole’ ersetzen.“ (Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, in: Werke, Bd. 15, S. 215)

2.2. Grundlegende Positionen der Theorie

Die StaMoKap-Theorie geht von einer deutlich historisierenden Interpretation der Kritik der politischen Ökonomie aus, welche sie zu einer periodisierenden Auffassung des Kapitalismus führt. Den bedeutendsten Umbruch bildet dabei sicherlich der angeblich durch die Prozesse der Konzentration und Zentralisation bewirkte Wandel vom Konkurrenzkapitalismus zum Monopolkapitalismus. In diesem Zusammenhang von besonderer Relevanz ist nun der Umstand, daß mit dem besagten Wandel das Wertgesetz im Hinblick auf seine regulative Rolle weitgehend durch reine Machtbeziehungen ersetzt wird.

2.2.1. „Moderne“ Monopole

Die StaMoKap-Theorie behauptet die Existenz von sog. „modernen“, d.h. ausschließlich auf Basis der Konzentration und Zentralisation des Kapitals entstandenen, Monopolen (Vgl. Jordan, S. 166f). Diese Monopole besitzen ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung offensichtlich allein aufgrund der Unternehmensgröße und der damit verbundenen Machtposition hinsichtlich entscheidender Teile des kapitalistischen Produktions- und Reproduktionsprozesses. Hierzu sei die Definition eines Monopols angeführt: „Das MONOPOL ist ein Übereinkommen, ein Verband oder eine Vereinigung von Kapitalisten, die in ihren Händen die Produktion und den Absatz eines bedeutenden Teiles der Erzeugnisse eines oder mehrerer Produktionszweige konzentrieren zwecks Festsetzung hoher Warenpreise und Erzielung großer Monopolprofite." (Lehrbuch, S. 258)

2.2.2. Monopolprofit und Monopolpreis

Dieser Anschauung entsprechend richtet sich dann die Höhe des Monopolprofites und des mit diesen verbundenen Monopolpreises (Monopolpreis = Kostpreis + Monopolprofit – vgl.: Lexikon, Bd. II, S. 205) in der Sicht der StaMoKap-Theorie konsequenterweise im Wesentlichen nach der jeweiligen Machtposition der Monopole. So wird denn auch der Monopolprofit wie folgt erläutert: „Extraprofit, der infolge der Errichtung einer ökonomischen Machtposition des Monopolkapitals von den Monopolen erzielt wird und durch das Fehlen einer freien Konkurrenz nicht zum Durchschnittsprofit ausgeglichen wird.“ (Lexikon, Bd. II, S. 206)

2.2.3. „Monopolistische“ Konkurrenz

Gemäß der StaMoKap-Theorie findet die Auseinandersetzung der Monopole untereinander sowie der Monopole mit dem nicht monopolisierten Kapital nicht mehr in Form der freien Konkurrenz, sondern in der Form der „monopolistischen“ Konkurrenz statt. Diese neue Ausprägung der Konkurrenz, welche zugleich eine Verlagerung von der ökonomischen zur politischen Ebene beinhaltet, wird folgendermaßen beschrieben: „Brutaler Kampf der imperialistischen Monopole untereinander und gegen das nicht monopolisierte Kapital um die Sicherung und Erweiterung ihrer Monopolstellungen mit dem Ziel, Monopolprofit zu realisieren.“ (Lexikon, Bd. II, S. 204)

2.2.4. Staatsmonopolistischer Kapitalismus

Der eigentliche staatsmonopolistische Kapitalismus (StaMoKap), der sich dann vor dem Hintergrund der Allgemeinen Krise entwickelt und die höchste Stufe des monopolistischen Kapitalismus darstellt, führt schließlich zu einer Unterordnung des Staates unter die Herrschaft der Monopole.

3. An Stelle einer Monopoltheorie

3.1. Grundlegende Überlegungen

Ausgehend von der Überzeugung, daß im Kapitalismus zumindest in letzter Instanz alles dem Streben nach Profit untergeordnet wird, ist der Prozeß der Monopolisierung nur dann zu erklären, wenn unterstellt werden kann, daß ebendieser Prozeß für die dadurch entstehenden Monopole zu einer erhöhten Profitabilität führt. In diesem Sinne bildet bereits die reine Existenz von Monopolen einen klaren Beweis für das Vorhandensein einer speziellen Monopolproblematik, welche dann zu ihrem Verständnis die Entwicklung einer wissenschaftlichen Monopoltheorie erforderlich macht. Genau eine solche Monopoltheorie war immerhin in bedeutenden Ansätzen im originären Marxismus gegeben; diese wurde jedoch im Folgenden von den Marxisten – wenigstens im Hinblick auf ihr wissenschaftliches Niveau – nicht fortentwickelt. Der Beitrag der StaMoKap-Theorie zu dieser Problematik, nämlich der Versuch, alle diesbezüglichen ökonomischen Beziehungen allein auf Machtverhältnisse zurückführen zu wollen, bewirkt allerdings statt einer Aufklärung eher eine Verschleierung.

EXKURS: Bürgerliche Marktformentheorie

Bekanntlicherweise unterscheidet die traditionelle bürgerliche Marktformentheorie entsprechend der Zahl der Marktteilnehmer zwischen einem Monopol, einem Oligopol und einem Polypol. Während dabei der Preis im Polypol eine vorgegebene Größe ist, bildet er im Oligopol eine beeinflußbare Größe und stellt im Monopol eine festzusetzende Größe dar. Legt man an diese Einteilung die Monopol-Definition von Karl Marx an, nämlich die Existenz einer Schranke für die Mobilität des Kapitals, welche eine Konkurrenz und damit einen Ausgleich der Profitraten verhindert, so kann festgestellt werden, daß unter diese Definition nicht nur erwartungsgemäß das Monopol, sondern im Großen und Ganzen ebenso das Oligopol fällt. Denn bei einem Oligopol führt die wechselseitige Abhängigkeit der daran beteiligten Unternehmen nicht selten zu dem Ergebnis, daß diese – um eine ruinöse Preiskonkurrenz zu vermeiden – zumindest den Preiswettbewerb weitgehend einstellen und stattdessen die Branche gemeinsam beherrschen, d.h. sich wie ein einziges Monopol verhalten. So gelangen denn auch E.K. Hunt und Howard J. Sherman in ihrem Buch „Ökonomie. Aus traditioneller und radikaler Sicht“ zu dem Resultat: „Unserer Ansicht nach kann man die Ergebnisse der Monopoltheorie im allgemeinen auch auf Oligopole übertragen.“ (Hunt/Sherman, Bd. I, S. 89) Und an einer anderen Stelle noch etwas präziser: „Die Preise eines Oligopols unterscheiden sich im allgemeinen kaum von denen eines Monopols.“ (Hunt/Sherman, Bd. I, S. 101) Konsequenterweise kommen Hunt und Sherman dann zu der Auffassung, daß es in meisten Fällen durchaus angebracht ist, jedes allein schon durch seine Größe marktbeherrschende Unternehmen bereits als Monopol zu bezeichnen (Vgl.: Hunt/Sherman, S. 100). Von einem solchermaßen modifizierten Monopolbegriff gehen sie denn auch aus, wenn sie die Bedeutung der Monopole für die gesamte Wirtschaft zur Sprache bringen und hierbei zu folgender Einschätzung gelangen: „Wenn wir auch die Branchen, deren Mitglieder sich wie Alleinanbieter verhalten, als Monopole bezeichnen können, so ist die Mehrzahl der wichtigen Märkte, in einer modernen Volkswirtschaft monopolisiert.“ (Hunt/Sherman, Bd. I, S. 89) Und ein anderer Autor schließlich, nämlich Wilfried Röhrich, der diesbezüglich eine vergleichbare Position mit einer ähnlichen Modifikation des Monopolverständnisses vertritt, konstatiert: „Auf Oligopoltheorien läßt sich weitgehend der Erklärungsgehalt der Konzeptionen des MONOPOLKAPITALISMUS zurückführen.“ (Röhrich, S. 146 – vgl. auch S. 47ff)

3.2. Sichere Aussagen

Angesichts des derzeit gegebenen Forschungsstandes zur Monopoltheorie lassen sich nur in einem sehr begrenzten Umfang sichere Aussagen zur Monopolproblematik machen, welche zudem nur einige Rahmenbedingungen für die grundlegenden Größen des Monopolprofites und damit auch des Monopolpreises betreffen:
  1. Das Wertgesetz und die durch dieses gesetzten Grenzen müssen stets gewahrt werden.
  2. Die Reproduktion des gesamtgesellschaftlich relevanten Kapitals muß – insbesondere auch bezüglich des Gebrauchswertes – grundsätzlich erhalten bleiben. (Dies gilt zum Beispiel für die Austauschverhältnisse zwischen Abteilung I – Produktionsmittel – und Abteilung II – Konsumgüter.)
  3. Im Falle einer Zugrundelegung eines Zwei-Sektoren-Modells, bei welchem die gesamte Wirtschaft in einen monopolistischen und einen nichtmonopolistischen Bereich aufgeteilt wird, ist die mögliche Umverteilung abhängig vom Größenverhältnis der beiden Sektoren.
Bei einer Zusammenfassung aller drei genannten Punkte lassen sich darüber hinaus noch weitere Aussagen gewinnen, die zwei mögliche Grenzen der Umverteilung und damit der möglichen Höhe eines Monopolprofites angeben:
  1. Absolute Grenze: der gesamte Profit wird vom monopolistischen zum nichtmonopolistischen Sektor hin umverteilt.
  2. Relative Grenze: nur ein Teil des Profites wird umverteilt; im nichtmonopolistischen Sektor bleibt gerade noch soviel Mehrwert, daß dessen Reproduktion auf Dauer gewährleistet ist.
Entsprechende Rahmenbedingungen für die Höhe des Monopolpreises ergeben sich aus der Beziehung: Monopolpreis = Kostpreis + Monopolprofit.

3.3. Offene Fragen

Komplementär zu den sehr wenigen sicheren Aussagen verhält es sich mit den noch ungelösten Problemen. Diese beziehen sich zunächst einmal auf alle komplexeren Fälle, welche über den soeben dargestellten Zwei-Sektoren-Fall hinausgehen; sie betreffen aber ebenfalls eine ganze Reihe von weiteren Problemfeldern:
  1. die Bedeutung der unterschiedlichen Ausprägungen von Monopolen (Konzerne, Kartelle, Syndikate, Trusts)
  2. die Bedeutung der verschiedenen Formen der Konzentration und Zentralisation (horizontal integriert, vertikal integriert, konglomeriert)
  3. die Bedeutung einer ganzen Reihe von „Monopolisierungsgraden“ (etwa in Bezug auf eine mögliche „Gewichtung“ derselben)
  4. die Bedeutung der diversen Branchen (hinsichtlich den produzierten Gebrauchswerten)
  5. die Bedeutung des gegebenen Rahmens (national oder international).
Diese Aufzählung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und würde sich sicherlich noch beliebig fortschreiben lassen.

3.4. Plausible Erklärungen

Wenngleich auch – wie aufgezeigt – beim dem gegenwärtig gegebenen Entwicklungsstand der Monopoltheorie ihre Ergebnisse nach wie vor erheblich beschränkt sind, so scheint es doch möglich zu sein, durch eine Herabstufung des angelegten Erklärungsniveaus noch zu weiteren Einsichten zu gelangen. So kommt zum Beispiel Paul M. Sweezy bei seiner Untersuchung der Monopolproblematik (Sweezy, S. 300-336) zwar zunächst zu der Schlußfolgerung, daß es im streng wissenschaftlichen Sinne keine Gesetzmäßigkeiten im Hinblick auf den Monopolpreis gibt: „Man hat keine allgemeinen Gesetze des Monopolpreises gefunden, weil es keine gibt.“ (Sweezy, S. 319) Dennoch gelangt er im weiteren Verlauf seiner Ausführungen zu einer Reihe von Aussagen, welche nach seiner Einschätzung „mit einem großen Grad von Allgemeinheit und Sicherheit“ (Sweezy, S. 319) gelten sollen:
  1. Beim Monopol ist der Preis höher als beim Wettbewerb.
  2. Beim Monopol ist der Ausstoß niedriger als beim Wettbewerb.
  3. Der Preis ist umso höher, je vollständiger das Monopol ist.
  4. Der Preis ist umso höher, je unelastischer die Nachfrage ist.
(Vgl.: Sweezy, S. 319f) Wobei er zum Ende ausdrücklich betont: „Wir dürfen aber nicht erwarten, daß wir die Theorie des Monopolpreises quantitativ präzisieren können.“ (Sweezy, S. 320) Ganz ähnlich stellt sich der Sachverhalt dann auch im Zusammenhang mit dem Monopolprofit dar; hierbei entwickelt Sweezy die Auffassung, daß es zu einer Herausbildung einer – dem Grad der Monopolisierung der diversen Branchen entsprechenden – „Hierarchie der Profitraten“ kommt: „Statt dessen erhalten wir eine Hierarchie der Profitraten, angefangen bei den höchsten in der Großindustrie, wo vollkommene, gut geschützte Zusammenschlüsse relativ leicht zu errichten sind, bis zu den niedrigsten in den Betrieben der Kleinindustrie, wo zahlreiche Firmen nebeneinander bestehen und die Leichtigkeit des Zutritts stabile Kombinationen verhindert.“(Sweezy, S. 322) Es ist noch zu untersuchen, ob und inwieweit sich die Liste der plausiblen Erklärungen künftig weiter vervollständigen läßt. Postscriptum: Gleichwohl gilt es zum Schluß eindeutig festzuhalten: Das Buch von Sweezy enthält keine – über Marx hinausgehende – Monopoltheorie und ersetzt keine Monopoltheorie. Die Entwicklung einer solchen bleibt immer noch eine Herausforderung für die kommunistische Bewegung.

4. Eine provisorische Begriffsbildung

Vor dem Hintergrund der geschilderten Überlegungen erscheint es als zweckmäßig, bis auf Weiteres von zwei verschiedenen Monopolbegriffen auszugehen:
  1. Einerseits der Monopolbegriff des originären Marxismus – und auch jener der bürgerlichen Marktformentheorie –, der denselben nur in strikter Form verwendet: ein solcher Monopolbegriff „im engeren Sinne“ ist zwar in der Praxis nur ausnahmsweise zutreffend, dennoch wird er aber die natürliche Grundlage für jede weitere Entwicklung einer Theorie des Monopols bilden.
  2. Andererseits ein Monopolbegriff, welcher dem Oligopolbegriff der bürgerlichen Marktformentheorie entspricht: ein solcher Monopolbegriff „im weiteren Sinne“ erscheint zwar in theoretischer Hinsicht durch seine nicht unerhebliche Unschärfe als eher problematisch, allerdings kann er in praktischer Hinsicht durch sein hohes Maß an Relevanz als gerechtfertigt gelten.
Eine Anmerkung zur Erläuterung: Der Monopolbegriff der StaMoKap-Theorie ist aufgrund seiner engen und wesentlichen Verbindung mit dem soziologischen Kriterium der Macht von einer ausgesprochenen Willkürlichkeit gekennzeichnet, die denselben für Unternehmen eigentlich jeder beliebigen Größe und Marktbedeutung völlig offen sein läßt. Demgegenüber erweist sich der Oligopolbegriff der bürgerlichen Marktformentheorie mit seinem ökonomischen Kriterium der Möglichkeit einer Marktbeeinflussung zumindest im Prinzip als deutlich präziser und damit für eine weitere Forschung als grundsätzlich weitaus besser geeignet. Bliebe am Ende nur noch festzuhalten, daß die dargestellte Begriffsbildung, wie bereits vorangesetzt wurde, ausschließlich einen provisorischen Charakter besitzt und daß damit selbstverständlich noch keine Präjudizierung im Hinblick auf eine mögliche, künftige Monopoltheorie gemacht werden soll.

5. Literaturverzeichnis

Arbeitungsgruppe Imperialismus (AGI)